Mein Gastland

Wenn ich Bolivien beschreiben sollte, wäre es für mich ein Land der Gegensätze, der Unterschiede, aber vor allem der Vielfalt.

Bolivien ist flächenmäßig gesehen viermal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland, allerdings leben in Bolivien nur gut 10 Millionen Menschen.

Das liegt vor allem an der vielfältigen, aber oft auch schwer bewohnbaren Landschaft:

Bolivien lässt sich ein drei Landschaftszonen unterteilen, die sich sowohl in Flora und Fauna als auch in Kultur und Sprache oft grundsätzlich unterscheiden.

Das Tiefland liegt, wie auf der Karte auch gut zu sehen ist, im Osten des Landes und nimmt den flächenmäßig größten Teil ein. Hier findet man hauptsächlich Regenwald, Flüsse und kleine Dörfer. An sich ist das Gebiet sehr wenig besiedelt, die meisten Menschen leben in der Umgebung von Santa Cruz. Die indigene Bevölkerung hier gehört vor allem den Stämmen der Guaraní und der Quechua an und spricht neben Spanisch auch die zugehörigen indigenen Sprachen. Das Klima ist das gesamte Jahr über tropisch warm.

Zur zweiten Landschaftszone gehören die departamentos Chuquisaca, Tarija und Chochabamba. In diesem Teil des Landes herrscht ein gutes Klima um Produkte wie Früchte oder auch Weizen anzubauen. Desweiteren findet man hier vor allem auf dem Land oft Kühe und Esel. In der Umgebung von Sucre gibt es viele Quechua-sprachige Dörfer.

Zu guter Letzt gibt es noch das Altiplano, das Hochplateau in den Anden. Da hier viele Städte und Dörfer auf mehr als 3000 Meter Höhe liegen ist es dementsprechend kalt. Angebaut werden hier hauptsächlich Kartoffeln, ein Grundnahrungsmittel quasi aller Bolivianer. Anders als in Deutschland zum Beispiel gibt es aber deutlich mehr verschieden Sorten. Auch die Tierwelt ist hier sehr begrenzt, meistens sind es lediglich Lamas und Alpacas die gezüchtet/gehalten werden. Im Altiplano leben hauptsächlich Aymara, aber auch einige Quechua. In Städten wie La Paz und El Alto vermischen sich natürlich die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen, was sowohl einige positive als auch einige negative Effekte hat.


Bolivien gilt als eines der ärmsten Länder Südamerikas, zählt allerdings auch zu den Ländern mit dem größten Potenzial was das Wirtschaftswachstum angeht. Einer der größten Wirtschaftsfaktoren ist hier der oft sehr umstrittenen Coca-Anbau.

 

Was hier in Bolivien besonders auffällt ist der große Unterschied zwischen der Stadt und dem Land. Die Städte errinern in Architektur oder Aussehen oft an die Kolonialzeit oder sind in weiten Teilen westlich geprägt. Natürlich findet man auch hier Dinge, die sich grundsätzlich von zum Beispiel deutschen Städten unterscheiden. Der Straßenverkehr läuft zum Beispiel nach etwas anderen Regeln: Fährt man auf eine Kreuzung zu hupt man, um als erster fahren zu können. Gebremst wird nur, wenn schon ein anderer gehupt hat.

Die Dörfer auf dem Land unterscheiden sich alleridngs grundlegend von den Städten. Oft bauen die campesinos ihre Häuser selbst, es gibt dann weder sanitäre Anlagen noch gute Wasserleitungen. Außerdem wird quasi alles Lebensnotwendige selbst produziert oder angebaut, was man nicht selbst herstellen kann wird auf dem Markt im nächstgrößeren Dorf erstanden.

 

Sowohl in den Dörfern als auch in den Städten nimmt die Verehrung der Pachamama (Mutter Erde) eine große Rolle ein. Hierzu gibt es verschiedene Traditionen, die der öfteren auch in den christlichen Glauben mit eingeflochten sind. Per se spielt in Bolivien Tradition eine große Rolle. Jede indigene Bevölkerungsgruppe hat ihre eignene Rituale, zugehörige Musik, Tänze und Masken. Große, landesweite Feste sind zum Beispiel Todos Santos (Allerheiligen), San Juan (Johannisfest) oder auch Carnaval.

Betrachtet man die Geschichte Boliviens, lässt auch diese sich in drei entscheidende Abschnitte einteilen. Die Zeit vor der Kolonialisierung mit der Tiwanaku und der Inka-Kultur, die Kolonialisierung durch die Spanier und schlussendlich die Zeit nach der Befreiung Boliviens (ab 1809). All das ist natürlich nicht ohne Weiteres an den indigenen Gruppen vorbei gegangen, jedoch ist viel Wissen über Riten und Traditionen vor allem in den ländichen Regionen erhalten geblieben. Dieser kultuerelle Reichtum gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung und wird dementsprechend "rehabilitiert".


Politisch gesehen ist Bolivien in den letzten hundert Jahren ein sehr instabiles Land gewesen, was oft durch Militärputschs oder schnelle Regierungswechsel geprägt wurde. Seit 2006 ist Evo Morales erster indigener Präsident Boliviens, der auch in denen im Oktober 2014 anstehenden Präsidentschaftswahlen seinen Posten verteidigen möchte.