Machu Picchu

Das letzte lange Wochenende habe ich zusammen mit Maike dazu genutzt, neue Stempel im Reisepass zu sammeln. Allerdings wollten wir die Zeit dann doch etwas effektiver nutzen als einfach nur einmal hin und zurück über die Grenze zu fahren und so haben wir das Ganze mit ein bisschen „alte Steine gucken“ verbunden. Und wo könnte man das besser machen als in Peru, das von El Alto aus nur wenige Stunden Busfahrt entfernt liegt.
Freitags morgens ging es so erst einmal nach Copacabana (das am Titicacasee, nicht der Strand), wo wir den Tag über die Sonne und es Ausblick auf Boliviens Fast-Meer genossen haben. Abends ging es von dort dann weiter nach Cusco. Dank unseres Höflichkeitsvisums der Bischofskonferenz hatten wir weder bei der Aus- noch bei der Einreise große Schwierigkeiten und so konnten wir recht entspannt noch ein paar Stunden im Bus schlafen, bevor wir dann um kurz vor fünf Uhr morgens an der Terminal in Cusco ankamen. Da viele Tourismusagenturen in Cusco fast einzig und allein vom Machu Picchu – Tourismus leben, hatten wir selbst um diese Uhrzeit keine Probleme, noch an der Terminal selber eine Tour für den gleichen Tag zu buchen. Die verbleibenden drei Stunden bis zum Beginn der Tour reichten gerade noch, um einmal schnell unter die Dusche zu springen, sich umzuziehen und Geld zu wechseln und dann ging es auch schon los, wie so oft im vollbesetzen Minibus über leider nicht immer asphaltierte Straßen. Nach über sechs Stunden Fahrt mit einer Zwangspause dank Autopanne waren Maike und ich dann auch froh endlich aussteigen zu dürfen und die restlichen zehn Kilometer bis Aguas Calientes, dem Ausgangspunkt für jede Machu Picchu – Tour, zu Fuß zurückzulegen. Die Landschaft war einfach unglaublich. Abgesehen von den Bahngleisen, an denen wir entlang gewandert sind, schien alles vollkommen unberührt, der Weg war teilweise mit Bananenbäumen gesäumt und überhaupt war einfach alles so unglaublich grün. Nach mehr als neun Monaten in El Alto bin ich doch jedes Mal wieder erstaunt, wie grün es anderswo sein kann.

Pünktlich zur Dämmerung kamen wir dann in Aguas Calientes an, wo wir auch direkt unser Hostel zugewiesen bekommen haben. Überhaupt war ich die gesamte Tour lang erstaunt, wie reibungslos alles funktioniert hat. Egal wo wir hinkamen wussten die zuständigen Personen unseren Namen und wo wir als nächstes hinmussten. Ein recht ärgerliches Missverständnis im Bezug auf den Kauf der Eintrittskarten zum Machu Picchu hat dem Ganzen zwar einen etwas bitteren Beigeschmack gegeben, nachdem dies aber Sonntag aus der Welt geschafft werden konnte, ist auch unsere Reiseagentur in meiner Achtung wieder exponentiell gestiegen.
Samstagabend ging es für Maike und mich dann früh ins Bett. Und das nicht, weil Aguas Calientes einfach nichts zu bieten hätte. Ein Ort, der eigentlich nur für den Tourismus lebt, weiß sehr wohl, was europäische oder amerikanische Touristen locken kann. Doch um am nächsten Morgen pünktlich oben auf dem Berg am Eingang des Machu Picchu zu sein ging unser Wecker bereits um halb vier Uhr morgens. Nach einem kleinen Frühstück ging es dann mit geschulterten Rucksäcken erst einmal raus aus dem Ort. Gegen fünf kamen wir bei der von unserem Guide beschrieben Brücke an, dem letzten Checkpunkt bevor es dann an den eigentlichen Aufstieg ging. Und ab dann ging es bergauf. Treppen. Eine Stunde lang. Erst einmal klingt das ja nicht so unglaublich viel und im Nachhinein betrachtet muss man auch definitiv kein Hochleistungssportler sein um in dieser Zeitspanne bis oben zu kommen, doch wenn man gerade mittendrin steckt fragt man sich doch das ein oder andere Mal, was die Inkas damals wohl genommen haben um freiwillig dort oben zu leben und regelmäßig hoch und runter zu klettern. Der Aufstieg hatte aber durchaus auch seine positiven Seiten. Stück für Stück den Spitzen der Berge näherzukommen und dabei auch noch langsam die Sonne aufgehen zu sehen ist doch in beeindruckendes Bild.

Gegen viertel nach sechs kamen wir endlich komplett durchgeschwitzt, aber glücklich, am Eingang zum Machu Picchu an, der natürlich bereits von Touristen nur so überquoll. Um halb sieben durften dann auch wir die Schranken passieren und wurden von unserem guide zuerst einmal gute eineinhalb Stunden durch das komplette Gelände geführt. Den ersten Anblick der Ruinen werde ich wohl nie vergessen. Noch etwas in Nebel gehüllt lag da eine komplette Stadt vor mir, Überreste einer vergangenen Zivilisation, die es auf beeindruckende Weise geschafft hat, solche über Jahrhunderte bestehenden Spuren zu hinterlassen.
Während wir nun also als große Tourigruppe zwischen unzähligen anderen Tourigruppen unsere Rune über das Gelände drehten ließ sich auch langsam die Sonne zwischen den Wolken blicken. So wurde der Ausblick auf die umliegenden Berge noch einmal spektakulärer und pünktlich zu Maikes und meinem zweiten Frühstück auf einer der unzähligen Terrassen war kaum mehr ein Wölkchen mehr am Himmel zu sehen. Das haben wir natürlich auch gleich dazu genutzt, einen Haufen an Fotos zu schießen, sei es nun mit uns selber oder einem Lama drauf. Irgendwann mussten wir uns dann aber doch zumindest zeitweise in den Schatten verziehen, um keinen Sonnenstich zu bekommen.
Gegen elf haben wir uns dann wieder an den Abstieg gemacht und sind unten angekommen auch auf direktem Weg die zehn Kilometer bis zum Minibussammelplatz zurückgelaufen. Da wir zum Glück genügend Zeit eingeplant hatten, konnten wir ganz gemütlich gehen und unsere doch etwas müden Beine schonen.
Am nächsten Tag kamen wir gegen halb zwölf in El Alto an, immer noch verwundert, dass wir vor etwas mehr als 24 Stunden noch zwischen alten Inkaruinen gestanden hatten. Bei mir Zuhause gab es dann endlich die langersehnte und wohlverdiente Dusche. Frisch gewaschen und etwas ausgeruht wurden dann natürlich sofort alle Fotos gesichert und angeschaut, allerdings mussten wir feststellen, dass wie immer die Bilder in keinem Fall mit den Erinnerungen mithalten können.

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Kommentare: 1
  • #1

    Mama (Dienstag, 12 Mai 2015 07:42)

    Einfach grandios!!! Gerade gestern haben wir über Augenblicke philosophiert, die man nie vergisst und deren Verknüpfung mit einzigartigen Gefühlen so stark ist, dass man sie ein Leben lang wieder wach rufen kann. Ich hoffe, das ist so ein Augenblick :)