Linienbusse in El Alto?

Ja, ihr habt richtig gelesen. Linienbusse. Sie nennen sich hier „Sariri“ (Aymara = ), sind so groß wie die Busse, die man auch in Deutschland kennt, behindertengerecht, nagelneu und haben sogar festgelegte Routen, Haltestellen und Fahrpläne.
In La Paz sind bereits seit einiger Zeit mit nicht geringem Erfolg ähnliche Busse unterwegs, die Puma Katari’s.
Nach langem Warten, viel Werbung und noch mehr Gerüchten und Spekulationen über mögliche Routen und Fahrtkosten haben die Sariri’s nun ihre ersten kostenlosen Fahrten hinter sich gebracht. Doch ganz so reibungslos wie die Verantwortlichen es sich gedacht haben, soll es wohl doch nicht mit der Umsetzung klappen. Schon kurz nach der offiziellen Einführung der Sariri’s kündigten die Gewerkschaften der Minibusfahrer Streiks für den 6. sowie für den 10. und 11. März an. Damit wollen sie nun auf die harte Tour ihr Mitspracherecht bei der Strecken- und Preisfestlegung einfordern. Die Preise für micros und Minibusse sind in El Alto per Dekret festgelegt, allerdings sind Taxen und große Busse wie die Sariri‘s es sind bisher noch davon ausgeschlossen. Den ersten Angaben zur Folge sollen Fahrten mit einem Sariri zwischen einem und 1,5 Bolivianos kosten, je nach Länge der Strecke. Das entspricht auch den Preisen der Minibusse. Die Minibusfahrer, die schon seit längerer Zeit eine Preiserhöhung fordern, sehen sich dadurch nun etwas vor den Kopf gestoßen. Mal sehen, wie sich das noch weiterentwickelt.

http://www.eldiario.net/noticias/2014/2014_10/nt141021/nacional.php?n=46&-solicitan-que-tarifa-de-sariri-sea-diferenciada


Meine eigentliche Intention für diesen Eintrag war allerdings nicht der Streik an sich, sondern seine Auswirkungen, die man hier in El Alto sehr deutlich spüren konnte. Die letzten zwei Tage waren auf den Straßen lediglich ein paar wenige Taxen und Privatautos zu sehen, an großen Kreuzungen standen ganzen Menschenmengen auf der Straße um den Verkehr lahm zulegen und ich habe noch nie so viele Menschen hier in El Alto gesehen, die mit einem Rad unterwegs waren. Selbst die großen Straßen waren plötzlich ungewöhnlich ruhig und für mich schien sich die komplette Atmosphäre El Alto’s irgendwie geändert zu haben. Unglaublich, was für einen großen Prozentsatz Minibusse doch auf El Alto’s Straßen ausmachen. Einige Schulen haben ihren Schülern sogar für die zwei Tage frei gegeben, da viele Lehrer keine Möglichkeit hatten, zur Arbeit zu kommen. Jetzt soll wohl wieder der Alltag einkehren, ich werde mich aber wohl noch lange an meine beiden radfahrerfreundlichsten Tage in El Alto erinnern und werde es mir wohl auch nicht nehmen lassen, mal in einen Sariri zu steigen, wenn ich denn mal herausgefunden habe, wo sie jetzt wirklich langfahren und halten und nicht noch mehr Streiks angesetzt werden.

Eine der am meisten befahrenen Kreuzungen auf meinem Weg zur Arbeit. Diesmal zu Abwechslung leicht mit einer Fußgängerzone zu verwechseln.

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