Coroico

Letztes Wochenende bin ich zusammen mit Josi, einer weiteren deutschen Freiwilligen hier in El Alto, dem wechselhaften Frühlingswetter in El Alto entflohen, um einmal richtig Sonne und frische Luft zu tanken. Unser Ziel: Coroico.
Cocoico ist ein kleines aber sehr touristisch geprägtes Städtchen und liegt auf ca. 1750 m  Höhe mitten in den Yungas. Dementsprechend ist auch das Klima eine ganz andere Hausnummer.
Aber fangen wir am Anfang an. Josi und ich haben uns um halb neun samstagmorgens in La Paz getroffen, um von dort zusammen zum Busterminal zu fahren, wo die Busse nach Coroico starten. Nach ausgiebiger Lektüre meines Reiseführers wussten wir zumindest, wie das Viertel heißt, zu dem wir mussten, dank eines netten Busfahrers und mehreren hilfsbereiten Personen haben wir den Weg dann auch relativ problemlos gefunden. Als wir ankamen stand auch direkt ein Minibus bereit, der in Kürze nach Coroico abfahren würde und so hatten wir nach kurzer Zeit zwei Sitzplätze für jeweils 20 Bolivianos (ca. 2 Euro) ergattert. Und dann ging es auch schon los. Schnell hatten wir auch letzten Häuser von La Paz hinter uns gelassen und befanden uns auf einer kurvigen und recht einsamen Straße, die wir für die nächsten zweieinhalb Stunden auch nicht mehr verlassen würden. Wirklich spannend zu sehen war die stetige Veränderung der Vegetation am Wegesrand, je näher wir unserem Ziel gute 2000 Höhenmeter tiefer kamen. Während uns am Anfang lediglich Gräser, Steine und ab und zu ein Strauch begegneten sah das kurz vor Coroico doch etwas anders aus. Hohe Bäume säumten die Straße, an jeder Ecke gab es Bananenstauden und bunte Blumen und grundsätzlich war die dominierende Farbe nicht wie in El Alto backsteinfarben sondern ein saftiges Grün.
Nach einer letzten halben Stunde Schotterpiste kamen wir dann im beschaulichen Coroico an und suchten uns erst mal ein billiges Hostel für die Nacht. Nach einer kurzen Verschnaufpause und einem dringend nötigen Wechsel zu kurzer Hose und T-Shirt haben wir ein wenig die Stadt bzw. die Plaza erkundet. In einer Touristeninfo wurde uns dann ein Weg zu drei ca. 7 Kilometer entfernet Wasserfällen empfohlen. Da mussten wir natürlich nicht lange überlegen und schon war eine große Flasche Wasser gekauft und wir haben uns auf den Weg gemacht. Unsere Wanderung führte uns durch kleine Dörfchen, weitestgehend jedoch einfach durch die Natur, die wir natürlich nicht müde wurden mit unseren Kameras  festzuhalten. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Grün gesehen habe!
Nach gut zweieinhalb Stunden laufen kamen wir dann am ersten Wasserfall an, der uns als hässlichster der drei beschrieben wurde. Josi und ich konnten diese Meinung jedoch nicht teilen, trotzdem wollten wir uns zumindest den zweiten noch anschauen. Dort angekommen mussten wir aber feststellen, dass vor dem Wasserfall wie eine Art Freibadbecken konstruiert war, um das Schwimmen zu erleichtern. Optisch allerdings kein wirklich Hingucker. Etwas enttäuscht haben wir uns dann wieder zum ersten, naturbelassenen Wasserfall aufgemacht und sind zur Freude vorbeifahrender Bolivianer spontan dort schwimmen gegangen. Ich meine, wann sieht man schon mal zwei blonde Touristinnen allein so weit von der Stadt entfernt, die dann auch noch im Bikini im Wasserfall stehen?
Es war trotzdem einfach ein super befreiendes Gefühl nach der langen Lauferei über staubige Straßen endlich unter kaltem Wasser zu stehen und die Natur in vollen Zügen zu genießen. Nachdem wir dann etwas getrocknet waren haben wir uns von einem Minibus wieder nach Coroico mitnehmen lassen, wo wir den Abend mit Pizza, Cocktails und langen Gesprächen ausklingen lassen haben.
Am nächsten Morgen ging um halb neun der Wecker, wir wollten schließlich auch vom Sonntag  noch etwas haben. Nach einem recht europäischen Frühstück sind wir um kurz vor zehn in die „Kathedrale“ von Coroico gegangen (es nennt sie zwar Kathedrale, die Größe hält sich aber doch in Grenzen), um dort die Messe zu besuchen, es war ja schließlich der zweite Advent! Dank unserer Haarfarbe wurden wir auch direkt als neu identifiziert, freundlich willkommen geheißen und Josi wurde gleich zum Lesen eines Psalms verpflichtet. Wie in jeder Messe, die ich bisher besucht habe, habe ich so meine Problemchen alle Gebete auf Spanisch mitzubeten, trotzdem sind viele Teile gleich, da ist die Sprache dann eigentlich auch egal. Ich fand es ein sehr schönes Gefühl, mal wieder in der Kirche zu sein, vor allem jetzt im Advent, da es hier zumindest in den Kirchen Adventskränze gibt.
Nach der Messe haben wir dann unser Hostel geräumt und uns ein wenig außerhalb der Stadt an einem Aussichtspunkt niedergelassen, um noch etwas die Natur zu genießen. Beeindruckend war die Gruppe von ca. fünf Adlern, die immer mal wieder in unserem Blickfeld auftauchten. Leider reichte das Zoom meiner Kamera aber nicht für wirklich gute Schnappschüsse.
Gegen halb zwei sind wir dann zurück in die Stadt gegangen, haben uns noch ein letztes Eis gegönnt und uns dann auch wieder auf Rückweg gemacht. Auch die Rückfahrt war nicht weniger atemberaubend als die Hinfahrt, diesmal fuhren wir allerdings ins schlechte Wetter und haben so die eine oder andere Wolke durchfahren (bisher kannte ich sowas nur aus dem Flugzeug, aber aus dem Minibus heraus ist das Ganze noch einmal beeindruckender, schließlich kann man hier auch das Fenster öffnen).
Zurück in La Paz wusste ich dann, warum ich die ganze Zeit eine Regenjacke dabei hatte und habe so die letzte Stunde von La Paz bis vor meine Haustür die Sonne lediglich auf meinen Fotos betrachtet.
Und trotz schlechtem Wetter war es ein schönes Gefühl, wieder in mein wohlbekanntes El Alto zurückzukommen. Hier gibt es zwar nicht so viele grüne Orte, allerdings auch keine Mücken oder Bremsen (meine Beine würde ich im Moment zwischenzeitlich gerne austauschen, aber zumindest habe ich meine Fenistilsalbe jetzt nicht vollkommen umsonst mit nach Bolivien genommen).

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Oma (Sonntag, 14 Dezember 2014 17:15)

    Tolle Erlebnisse!Freue mich über deine schönen Berichte und Bilder.