Der 21. September und alles was dazu gehört

Bisher war der 21.09 für mich eigentlich ein Tag wie jeder andere, allerdings habe ich diesen Tag auch noch nie in Bolivien verbracht. Hier ist es so gut wie unmöglich, diesen Tag ohne große Beachtung an sich vorbeiziehen zu lassen. Warum? Es ist gleichzeitig Tag des Schülers, der Liebe und der Freundschaft, der Frühlingsanfang wird gefeiert, und und und... Hierfür wird dann gebastelt, gebacken, in den Schulen wird gefeiert und zusammen gegessen und überall herrscht ein bisschen Ausnahmezustand.

Ich für meinen Teil habe an diesem Tag mit meiner Familie einen Ausflug zum Friedhof in La Paz gemacht, da meine Gastoma an diesem Tag Hochzeitstag gehabt hätte.

Viel deutlich werden die Ausmaße dieses Tages jedoch wenn ich von meiner Woche im Kürmi erzähle. Da konntest du denn Alltag nämlich vergessen...

Am Montag sind auf Grund der ganzen Feiern in den Schulen keine Kinder ins Kürmi gekommen. Dafür haben wir es uns als Team gut gehen lassen. Jeder von uns hat etwas zu Essen oder zu Trinken mitgebracht, wir haben gewichtelt und den kompletten Vormittag mit lustigen Unterhaltungen und der Vernichtung der mitgebrachten Dinge verbracht. Gefühlt doppelt so dick wie am Morgen wurde dann nach dem Mittagsessen der Rest der Woche geplant und vorbereitet.

Dienstag, 23.09: Heute stand ein Tischkicker-Tunier auf dem Plan. In gruppeninternen Duellen wurden drei bis vier Zweierteams als Repräsentaten der einzelnen Salones ausgewählt, die dann gegeneinander antraten. Da der Tischkicker des Kürmi ein noch relativ neues Geschenk eine spanischen Organisation ist, wurde mit großer Begeisterung und Euphorie gespielt oder angefeuert, es gab schließlich auch kleine Preise für die Gewinner.

Mittwoch, 24.09: Das war so ziemlich der choatischste Tag von allen, wir haben nämlich gebacken! Und wie nicht anders zu erwarten ist backen mit einer Gruppe von zehn Kindern, die alle gerne etwas machen möchten, oft nach zwei Minuten aber die Geduld verlieren, nicht gerade die leichteste Übung. Hinzu kam dann noch, dass mir das Rezept völlig unbekannt war. Jeder Salon hat etwas anderes vorbereitet, um es am nächsten Tag, wo die eigtliche Feier stattfinden sollte, mit dem ganzen Kürmi zu teilen. Ich wurde gebeten, mit meinem Salon "Rollo de queso", also eine Käserolle, zu machen. An sich nicht allzu schwer, jedoch kam natürlich erschwerend hinzu, dass das Rezept auf Spanisch war (ich kann zwar Spanisch, doch Fachvokabular zum Backen fehlt doch noch etwas) und ich keine Ahnung hatte wie das Endergebnis denn überhaupt aussehen sollte. Am Ende hat aber alles gut geklappt, der Rollo ist super lecker geworden und wir konnten sämtliche Kinder wieder von Teigresten befreien.
Andere Gruppen haben zum Beispiel Kuchen, Plätzchen oder Empanadas vorbereitet, was am Ende zu einer super guten Mischung geführt hat. Da das Kürmi nur einen Ofen mit zwei Blechen hat, haben zwei Kollegen und ich den Abend dann spontan auch noch im Kürmi verbracht, schließlich mussten alle vorbereiteten Sachen auch noch gebacken werden. Das Ergebnis konnte sich aber sehen lassen!

Donnerstag, der Tag, auf den alles hingearbeitet hat: Da dies ein besonderer Tag werden sollte, sind wir alle etwas früher ins Kürmi gekommen, um den "Flur", den zentralen und größsten Raum im Kürmi, zu schmücken, Tische zu stellen und das Frühstück zu verteilen. Als die Kinder dann endlich reinkommen durften, war das Gestaune natürlich groß. Als sich dann auch noch jeder hinsetzen durfte wo er wollte (das ist normalerweise nicht so, die Kinder sollen ja auch irgendwann mal fertig werden mit essen!) war der Tag fast perfekt. Nach dem Frühstück gab es ein Fußballtunier, zu dem auch eine Mannschaft des Mururatas, einem Zentrum für behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eingeladen war. Nach dem Tunier bekamen die Gewinner ihre Preise und es wurden endlich die fertigen Dinge vom Vortag verteilt und mit Freuden verspeist. Da es dann auch schon mit großen Schritten auf das Mittagessen zu ging, haben wir die Mannschaft des Mururatas spontan einfach miteingeladen, was für beide Seiten, sowohl für die Kinder des Kürmis, als auch für die Jungs aus dem Mururata eine sehr bereichernde Erfahrung war. Viele Kinder im Kürmi haben im alltäglichen Leben wenig Berührungspunkte mit dem Thema Behinderung, da das in ganz Bolivien eher noch ein Tabu-Thema ist. So war es dann sehr schön zu sehen, wenn vorsichtig die ersten Schritte hin zu einer Unterhaltung gemacht wurden oder einige unserer Kinder sogar zum Beispiel beim Kleinschneiden des Essens geholfen haben.
Am Nachmittag ging der ganze Spaß dann von vorne los, auch die Nachmittagskinder sollten schließlich auf ihre Kosten kommen. So wurde nach dem Mittagessen wieder unter großen Geschrei der Gewinner des Fußballtuniers ermittelt und anschließend im Kürmi die Kunstwerke vom Vortag geteilt und vernichtet. Wer dann bis zum Rand mit Leckereien gefüllt war, durfte den Rest mit nach Hause nehmen.

Als die Kinder sich dann gegen fünf verabschiedet haben, haben wir noch etwas aufgeräumt und abgeschmückt und uns dann selbst mit unserem Anteil Plätzchen und Rollo de queso, auf den Weg nach Hause gemacht.

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Kommentare: 2
  • #1

    Jonas (Sonntag, 05 Oktober 2014 17:25)

    Bolivien...?

  • #2

    Angelika (Montag, 13 Oktober 2014 09:58)

    Na das hört sich nach viel Arbeit und viel Spass an.
    Hat sich gelohnt.Strahlende Kinderaugen waren sicher die Belohnung!